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Im Garten der Liebe

Über die Kunst von Blonay Fuchs

– Christoph Niess

Paar, 2005
Paar, 2005

Er ist ein Gärtner als Maler, als Zeichner und Bildhauer. Seine Steine und Hölzer, die er mit Meißel und Hammer bearbeitet, scheinen in seinem Garten gewachsen zu sein, in dem wuchernden Gelände am Fichtenberg, so städtisch platziert und doch paradiesisch verzaubernd. In dieser brodelnden Natur ist Blonay Fuchs noch einmal im Kinderland: Paradiesgärtlein als Inspirationsquelle. Hier nähren sich die Lebenslüste von quellenden Blattformen, wollüstigen Knospen, bedrängender Blütenpracht. Aus diesem Nährboden steigen Leben und Kunst geschwisterlich vereint immer wieder auf und prägen sich in seinen Steinen und Hölzern ein als Urformen von Zeugungen, Genesis, Kampf der Geschlechter, als Ringen um Einheit. Die schwellenden Formen des Wachstums in der Natur treiben auf Papier und Leinwand die erotische Ausformung der Frauengestalt als Gefäß der Begierde, als klingendes Instrument der Verlockung. Die sandig gedämpften Ölfarben auf groben Leinwänden verheißen nicht Vollendung, sondern Keimen, Knospen, Blühen.

„Wer die Schönheit angeschaut mit Augen, / Ist dem Tode schon anheim gegeben:“

August von Platen hat in seinem Tristan-Gedicht den schmalen Grat der Kunstwirkung ausgemessen. (Die Bilder des Blonay Fuchs werden immer noch, auch wenn sie schon fertig sind.) Die Ölfarbe streift flüchtig die Leinwand, mag sich nicht festsetzen, Thema und Form nicht zementieren. Er ist doch ein Gärtner als Maler, als Zeichner und Bildhauer, weil er die Bildekräfte der Natur in seiner Bildwelt aufleben lässt. Auf seinen Reisen sammelt er sie ein in Skizzen und Zeichnungen und Aquarellen, und setzt sie als Samenkörner vorausahnend in den Humus, aus dem Neues keimen wird. Die Lust auf Neues, auf neue Menschen und Bildgestalten, veredelt seinen Garten der Lüste in einen Garten der Liebe. Natur und Kunst, und mittendrin: das Leben.